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Pendule mit freischwingendem Pendel, Reparatur derselben
Wenn man das Werk einer solchen Uhr - auch Mysterieuse / Mysteriöse genannt - aus dem Gehäuse nimmt, dasselbe ist genau wie jede Pendule befestigt und eingeschraubt, dann wird man finden, dass die ganze Figur mit Fuß auf einer ins Gehäuse hinabgehenden starken Welle a befestigt ist und sich seitlich hin- und her bewegen lässt. Der Fuß der Figur liegt also nur scheinbar auf der oberen Gehäusefläche auf, denn parallel mit dieser steht die ganze untere Fläche des Fußes um die Stärke des Kartonpapieres entfernt.
Die Abbildung Nr. 128, bei welcher die Figur auf dem Gehäuse der Raumersparnis wegen fortgelassen ist, zeigt die starke drehbare Welle, welche an beiden Enden mit Körnern versehen ist. Der untere Körner stützt sich in einer Messingunterlage b mit Außenkung, während auf dem oberen ein starkes Messingfederblech c (ebenfalls ausgesenkt) wirkt und so die Welle mit dem oben befestigten Fuße in horizontaler Stellung hält. lm rechten Winkel zur Welle ist bei d ein Arm von Messing eingeschraubt, an der vordersten Spitze endigt derselbe in einem kleinen, harten Stahlkügelchen e, welches mit Zapfen in den Messingarm eingesetzt ist. Dieser erwähnte Arm hat die Funktion, den Antrieb aus dem unter dem Zifferblatt befindlichen Echappement der Welle mit der Figur und dem Pendel zu übermitteln. Die Bronzefigur macht bei jeder Pendelschwingung eine für das Auge nicht wahrnehmbare, seitlich drehende Bewegung, welche durch die Hemmung verursacht wird, diese kleine Bewegung macht auch die Pendelfeder mit und das Pendel gerät in Schwingung, bis es seine größte Schwingungsweite erlangt hat.
Ehe wir das Werk weiter zerlegen, nehmen wir die starke Welle a durch Entfernen der oberen Federplatte c mitsamt der oberen Scheibe aus dem Gehäuse heraus. Sehr oft bedingt diese Prozedur auch das Abschrauben des Führungsarmes, welches man durch die Öffnung für das Zifferblatt ausführt, indem man sonst die Welle nicht aus dem verhältnismäßig kleinen Loche des Marmor- oder Bronze-Gehäuses ziehen kann. Dieser Führungsarm beschäftigt uns nun zunächst, denn fast regelmäßig gilt es, das vordere kleine Stahlkügelchen e, welches der Zahn der Zeit von zwei Seiten angreift und abzuplatten sucht, wieder rund und glatt zu machen. Man entfernt nun dasselbe zunächst durch Ausschrauben oder Ziehen aus dem Führungsarme und finiert es im Drehstuhle oder einer guten, rund laufenden Schraubenzange. Die beste Methode bleibt die, nach welcher man den Zapfen oder das Gewinde an der kleinen Kugel in einer amerikanischen Zange eines Drehstuhles behandelt.
Beim Schleifen und Polieren verfahre man sehr vorsichtig, denn hinter dem Kügelchen ist die kurze Welle ziemlich dünn gedreht, überdies besitzt das Ganze eine ziemliche Härte. Will man nur ungern an diesem diffizilen Gegenstande laborieren, die Notwendigkeit hierzu liegt auch nicht immer vor, dann kann man auch einfach die kleine Kugel mit ihrem Zapfen einen Viertelumgang herumdrehen und die schadhaften Stellen der Peripherie sind außer Dienst gestellt. Nach dem etwaigen Schleifen und Polieren ist das Kügelchen sorgfältigst zu reinigen, damit die Poliermasse, wenn auch noch so winzige Reste haften blieben, nicht einem erneuten Einschlagen Vorschub leistet.
Besondere Beachtung hat man der starken Welle a, ihren Körnern und Körnerlagern zu widmen. Die Körner sind gewöhnlich in die starke Welle eingeschraubt; wenn dies der Fall, nehme man sie heraus und behandele dieselben auf dem Drehstuhle in einer entsprechenden Spitzen-Lage oder durch eine Brille. Unter keinen Umständen dürfen dieselben in allzu scharfer Spitze auslaufen, sondern sind gut poliert abzurunden; denn wenn auch die Welle eine so winzig kleine Bewegung bei jeder Pendelschwingung macht, das Gewicht der manchmal schweren Figur, in Verbindung mit dem Druck der Federplatte c, würden zerstörend auf die Körnerlager wirken. Die Federung der Platte c ist manchmal bedeutend übertrieben und hinderlich für ein freieres Drehen der Welle, deshalb feile man sie in der Federung dünner und spanne sie nicht mehr an als nötig ist, um Welle und aufgestellte Figur im Gleichgewicht zu halten.
Mit einem im Verhältnis zu den Körnern nicht allzu großen Rollensenker senke man ein wenig in den beiden Lagern nach" reinige dieselben sorgfältig von Schmutz und gebe einem jeden Lager etwas Vaseline, nicht Öl, weil dasselbe bei der äußerst kleinen Bewegung im Lager bald dick und schlecht wird und eher als ein Hemmnis bezeichnet werden kann. Steht nun die Welle mit der oberen Platte wieder an Ort und Stelle, so prüft man den Abstand der letzteren von der oberen Gehäusefläche f durch Unterschieben einer Postkarte. Diese Kartonpapierstärke ist der richtige Abstand und muss auf allen Punkten zwischen den beteiligten Flächen der gleiche sein.
Durch ein Ausschrauben des unteren Körners bringt man ein vergleichsweises Höherstehen der Scheibe hervor und umgekehrt. Sind jedoch die Körner mit der Welle aus einem Stück, so muss man die Scheibe bei einer etwaigen Streifung von unten etwas abfeilen.
Wir kommen jetzt zur Behandlung des langen, drehbaren Hebels, welcher an Länge fast dem Platten-Durchmesser gleichkommt. Derselbe vermittelt oder überträgt die hin- und hergehende Bewegung des Ankers auf das unten in die Scheibe i eingedrungene Knöpfchen, welches bekanntlich wiederum, wie schon erwähnt, in fester Verbindung mit der Welle a (siehe Abbildung Nr. 128) steht. Das ganze Stück besteht zunächst aus einer Körnerwelle a, welche durch die Feder b in ihren Senkungen gehalten wird. Auch hier wird häufig die Federkraft dieser Deckfeder b im Übermaße angetroffen. Man richte also die Feder in solchem Falle dementsprechend oder feile, wenn sie zu viel Masse besitzt, von unten zum Federn dünner.
Die Körnerwelle ist in einem Stahlklotz c hineingeschlagen, an welchem wiederum eine kleine Feder d angeschraubt ist. Beide Gegenstände zusammen bilden so eine vollständig exakte Gabel für das kleine Knöpfehen und sind in der Anordnung nach unten platziert. Auf die Körnerwelle genietet, erstreckt sich nach oben der gebogene Teil k des Übertragungshebels, welcher in einer kleinen Öse e von ovaler Form und geradem Einstrich endet. Die Öse hat den Zweck, der Welle des Wippenstückes mit dem Anker den Durchgang zu gestatten, während der Einschnitt durch einen Stift direkt mit dem fallenden Anker in Verbindung stellt. Wie schon hervorgehoben, ist es wichtig, dem kleinen Knöpfchen nichts von der wenigen Bewegung, die diesem Teile vorgeschrieben ist, verloren gehen zu lassen. Man muss also beim Eindringen des Knöpfchens ein geringes Beiseitedrängen der kleinen Feder d wahrnehmen, andernfalls richte man dieselbe in ihrem Knie ein wenig, damit sich der Schlitz verengt.
Auf der Stelle, wo beide Wandungen sich gegen das Kügelchen drängen, entstehen mit der Zeit trotz der äußerst geringen Bewegung Lücken in den beiden Wandungen; dieselben müssen immer bei der Reparatur dem Kügelchen entrückt werden. Man kann dieselben, wenn nicht zu beträchtlich, ausschleifen (beide Wandungen sind hart) oder man biegt den ganzen Messingarm mit eingeschraubten Kügelchen ein wenig, um der Angriffsstelle einen gesunden Platz zu schaffen. Die an dem ganzen Stück am untersten Ende eingeschraubte Schraube hat nur den Zweck, den ganzen drehbaren Hebel auf seinen Körnern in das Gleichgewicht zu bringen. Wir werden später, wenn die Gesamtwirkung des Mechanismus uns vorliegt, Gelegenheit finden, wahrzunehmen, wie äußerst wichtig das gleichmäßige Wiegen dieses ungleicharmigen Hebels ist.
Man versäume also in keinem Falle bei der Reparatur, den Teil mit seinen Körnern zwischen die Spitzen eines Rundlaufzirkels zu hängen. in keinem Falle darf der obere, langgestreckte Teil den unteren, kurzen überwiegen; ist dieses doch der Fall dann muss man die untere Schraube ausschrauben, unter den Kopf derselben eine Platte legen und diese Platte so lange schwächen, bis das Gleichgewicht ein vollkommenes geworden ist. Bei g (siehe Abbildung Nr. 129), wo die Platine eine kleine quadratische Öffnung hat, ist auch der Vermittlungshebel h, welcher die Bewegung nach der Figur übermittelt, durchgeführt. Diese kleine quadratische Öffnung befindet sich senkrecht unter dem Zapfenloche des eigentlichen Ankers und darf diese Lage niemals geändert werden. Um in jeder Weise die einzelnen Teile des Mechanismus prüfen zu können, und um festzustellen, ob dieselben den feststehenden Grundsätzen unterliegen, nehme man bei dieser Art Uhren in jedem Falle nun das Zifferblatt aus dem Glasreifen heraus, befestige dann wieder das Werk an demselben und schiebe das Werk mit Glasrand in die Rundung des Gehäuses.
Hierbei gehe man vorsichtig zu Werke und führe behutsam das kleine Stahlkügelchen durch die beiden Plattenlöcher hindurch, achte darauf, dass die Stellstifte im Glasrande in den Lücken des Gehäuses zu liegen kommen und drücke dann das Werk völlig in die Öffnung. Hat das kleine Kügelchen erst das Loch in der vorderen Platte passiert, dann dringt es auch in jedem Falle in seine Scheide ein, denn Feder d sowohl, als auch das Stahlstück c sind von hinten entsprechend abgeschrägt. Sitzt also nun das Werk an seinem Platze und stellt man die Figur mit eingehangenem Pendel oben auf die runde Bronzescheibe, so wird beim geringsten Schwingen des Pendels die Bewegung fortgeleitet bis zu dem oberen durchbrochenen Ende des Hebels k. Ist jeder einzelne Teil gut in Ordnung, so wird, wie schon erwähnt, auch bei der kleinsten Schwingung die Bewegung wahrnehmbar sein. Das Maß dieser Bewegung ist kein gleichgültiges, sondern wir müssen uns klar werden, dass dieselbe nicht größer sein darf, als der obere kleine Querschnitt am Hebel k breit ist, indem ja hierdurch eine Welle geht. Das Loch g in der Platine darf also nicht weiter sein, als dass es dem Arme h und dem in Verbindung stehenden Hebel k diese vorgeschriebene Bewegung gestattet.
Wenn das Pendel schwingt, muss durch den Querschnitt oben am Hebel das Zapfenloch immer sichtbar sein, trotz der Hin- und Herbewegung des Hebels. Es kann der Fall eintreten, dass die Körnerwelle a von einem Unkundigen im Stahlklotze c verdreht wurde, wonach der Gang kaum durchgeht. Diesen Fehler kann man hierbei gleich berichtigen; man dreht eben an dem langen Stück, bis bei der Bewegung durch das Pendelschwingen das Zapfenloch, wie schon erwähnt, sichtbar bleibt. Unkundige haben ferner oft das Loch g in der Platte weiter gefeilt; in solchen Fällen schraube man ein Stück Messingblech an die Platte und feile das Loch wieder vorschriftsmäßig. Die Wandungen innerhalb des Loches schräge man von hinten ab, um beim Einschieben des Werkes das Kügelchen zu schonen und um eine kleine Anhaftefläche für den Arm h zu haben.
Der letzte Teil dieser Hemmung (siehe Abbildung Nr. 130) ist das Wippenstück a mit dem Anker b, welcher oben an einer eigenen Welle c befestigt ist. Auf der Abbildung ist ferner ersichtlich, dass der Anker bei d um die Wippenwelle herumgeführt ist. Zunächst ist hier Hauptbedingung, dass die Ankerwelle c sich vollkommen frei in den Zapfenlöchern bewegt und auch die Gegenplatten auf den wirkenden Seiten glatt. und sauber sind. Bei der geringsten seitlichen Bewegung der Wippe muss der Anker diese mit-machen. Diese Bewegung ist keine willkürliche, denn man sieht auf der Abbildung, dass hier eine Grenze durch den Stift e gezogen ist, welcher durch den Schlitz der Wippenwandung hindurchgeführt ist. Nur um die Breite dieses Schlitzes und nach der Stiftstärke beziffert sich die Eigenbewegung des Ankers. Wo der Stift e nach hinten vorsteht, befindet sich die Öse des langen Armes, welcher bis an die untere Seite der Platine und zu den kleinen Knöpfchen reicht.
Rechts auf der Abbildung sieht inan den doppelten Flügel f, der durch das Futter g auf der durch den Kloben kommenden Welle befestigt wird. Bei h ist ein Stahlstift in den Flügel gebohrt, auf welchem sich die Öse des Bewegungsstückes i dreht. Das Spiel der ganzen Anordnung ist nun das Folgende: Wenn die Zugfeder aufgezogen wird, die nebenbei bemerkt für diesen Mechanismus etwas kräftig sein muss, so fängt sich der Flügel f in der durch den Pfeil bezeichneten Richtung zu drehen an und bewegt das ganze Wippenstück auf seinen Zapfen hin und her, wenn der Anker nicht eingehangen ist. Stellt man aber den Anker zwischen seine Zapfenlöcher, so wird der Flügel genötigt sein, abwechselnd einmal diesen, dann jenen der beiden Stahlstifte l auf den rechtwinklig vorstehenden Ruheflächen k für einen kurzen Moment ruhen zu lassen. Die Auslösung von der Ruhe geschieht dadurch, dass der Anker immer wieder das Bestreben hat, in die senkrecht hängende Lage zurückzukehren, welche ihm vorübergehend durch die abwechselnden seitlichen Bewegungen des ganzen Wippenstückes genommen war.
Der kleine Schlitz, durch welchen der Stift e geht, bestimmt also durch seine Breite einmal die Tiefe des Eindringens auf der Ruhe, als auch die Leichtigkeit der Auslösung. Da auch hier der Grundsatz gilt: "Ruhe ist Kraftverlust", so darf also der Schlitz nicht weiter sein, als nötig ist, um den Stahlstiften l im Flügel f ein sicheres Anschlagen zu gestatten. Der direkte Antrieb auf das Pendel wird also lediglich durch das Hin- und Hergehen des Ankers, soweit es der Spielraum des kleinen. Stiftes gestattet, bewirkt, denn man rufe sich in's Gedächtnis zurück, dass am hinteren Ende dieses Stiftes die Öse des langen Übertragungshebels eben diese wenige Bewegung empfängt und unten auf das kleine Knöpfchen fortpfanzt. Man muss also, wie schon angedeutet, dem Anker das Bewegen so leicht als möglich machen. Deshalb schraube man stets die Welle c heraus, poliere und arrondiere die Zapfen und glätte Lager und Gegenplatten. Die Zapfenlöcher dürfen nicht allzu eng sein. In dem kleinen Schlitze sind die Wandungen zu arrondieren und mit einem runden Polierstahl zu glätten. damit der Stift e, welcher auch zu polieren ist, nicht leicht anhaftet. Die Öse des langen Übertragungshebels muss ebenso behandelt werden, auch muss dieselbe sehr exakt passen, damit von dem Antriebe nichts verloren gehe. Fehlerhaft wäre es allerdings auch, wenn sich der Stift klemmen würde.
Die beiden rechtwinklig vorstehenden (auf der Abbildung schwer zu veranschaulichen) Ruheflächen k k des Ankers sind ebenfalls gut zu polieren und damit ein freies Abgleiten der Stifte ll möglich ist, entsprechend von innen abzuschrägen. Mit dem Ölgeben sei man immer recht vorsichtig. Zunächst darf in den kleinen Schlitz keine Spur von Öl kommen, sonst haftet der Stift an und der Anker fällt nicht frei. Die hintere Öse des langen Übertragungshebels bestreiche man mit einem ölgetränkten Putzholze, ebenso tue man an die Zapfen der Ankerwelle c nur wenig Öl. Die Zapfen m m des ganzen Wippenstückes entsprechen bezüglich des Öles den normalen Verhältnissen. Bezüglich der Laufwerke dieser Uhren gelten die allgemeinen Regeln, nur wolle man die Löcher vom letzten kleinen Rade und dem Triebe, auf welchem der Flügel steckt, nicht allzu eng lassen, die Zapfen gut polieren und die Löcher mit geschlemmtem Wasserstein etwas ausschleifen.
Will man, wenn alles dieses in Ordnung und die Schwingungsweite des Pendels nicht befriedigend ist, eine größere erzielen, so füge man dem Anker unten ein Blechstreifchen als Mehrgewicht zu. Wie schon früher erwähnt, probiert man die ganze Anordnung erst ohne Zifferblatt, stellt die Figur auf das Gehäuse, hängt das Pendel ein (Pendelfeder ohne Spielraum zwischen den Backen), dreht die Figur, bis die Pendelspitze auf 12 des Gehäuserandes zeigt, lässt es ruhig ohne Anstoß hängen und wenn man nach Vorstehenden verfahren hat, kommt das Pendel in Gang, bis es seine größte Schwingungsweite erlangt hat.
Siehe auch: [Pendule mit freischwingendem Pendel] [Pendule mysterieuse]
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